top of page

Benjamin erzählt euch über seinen Aufenthalt im Jahr 2022:


Hallo, ich bin Benjamin, ein großer, stolzer Altigel. Ich liebe es,

in meinem verwilderten Revier umherzustreifen und mag es

insgesamt eher gemütlich. Da ich ziemlich groß und stark bin,

hab' ich es auch nicht nötig, den Chef raushängen zu lassen.

Es haben sowieso schon alle Respekt vor

mir. So hatte ich bis 2022 eine tolle Zeit, aber dann wurde es

ziemlich aufregend, denn im Nachbarrevier tummelten sich auf

einmal viele attraktive Mädels – keine Ahnung, wo die alle herkamen. Aber ich habe meine spätere Finderin belauscht, und die hat was von „auswildern“ in ein komisches kleines Gerät gesprochen. Vielleicht hat das auch damit was zu tun, dass diese super-netten Igeldamen erstmal alle hinter Gitter saßen und gar nicht mit mir mitkommen
konnten, um mein schönes Gebiet zu erkunden. Ich war aber hartnäckig und habe immer wieder vorbeigeschaut, weil ich hoffte, dass das blöde Gitterdings endlich weg war. Das fand ich alles ziemlich spannend. Leider ging es mir irgendwann im Juni 2022 dann gar nicht gut. Ich musste schrecklich husten und das Umherstromern fiel mir immer schwerer. Eines Nachts war ich so erschöpft, dass ich es nicht mehr in mein kuscheliges Versteck geschafft habe. Also hab' ich mich einfach unter einen dichten Busch verkrochen. Dort wurde es mittags sehr heiß und unangenehm, und ich musste immer wieder husten. Das muss wohl meine Finderin vom Nachbargrundstück gehört haben, denn auf einmal stand sie vor meinem Busch und hat vorsichtig die Äste beiseite geschoben. Ich hab' mich ganz ruhig verhalten. Einerseits dachte ich, dass sie mich dann nicht entdeckt, andererseits hoffte ich, dass sie mir vielleicht hilft und mich auch so gut versorgt wie die schicken Mädels von nebenan. Die haben nämlich immer lecker Futter und Wasser und frisches Bettzeug usw. direkt vor die Nase gestellt bekommen.
Naja, was soll ich sagen: Sie hat mich tatsächlich entdeckt und ganz freundlich mit mir gesprochen, wer ich denn bin und so und dass sie mir nichts tut. Dann hat sie mich ganz vorsichtig unter dem Busch herausgehoben und in das andere Revier rüber getragen. Dort wurde ich in eine komische Plastikbox gesetzt. Das hat mir gar nicht gefallen, zumal das Türchen vorne dran auch noch verriegelt wurde. Aber ich habe ganz viel frisches Stoh reinbekommen und ein paar Mehlwürmer. Der Service war natürlich ziemlich cool!
Dann sind wir im Auto ein Stück gefahren und schließlich bei meiner neuen „Pflegemama“ gelandet. Die hat mich erstmal genau angeschaut und war ziemlich baff, weil ich so ein strammer Igelmann bin. Sie hat mich auf ein komisches Ding gesetzt und meinte, dass ich der Rekordhalter bei den Aufnahmen sei, weil 1,6 kg wiege. Ha, da war ich ganz schön stolz! Und als meine Finderin mir dann noch so ein blitzendes Ding vor die Nase gehalten hat, um Fotos zu machen (da soll ich dann angeblich drauf sein) hab' ich mich von meiner allerbesten und schönsten Seite gezeigt.
Jedenfalls musste ich dann ein paar Wochen in einer ziemlich blöden, engen, kleinen Box sitzen. Das war total langweilig, vor allem für mich, wo ich es doch soooo liebe, umherzustreifen und mir alles genau anzuschauen. Aber der Service war 1a! Ich habe eigentlich tolles Futter bekommen, habe aber zuerst mal so getan, als ob es mir nicht schmeckt, hihi. Meine „Pflegemama“ wurde richtig nervös, weil sie dachte, sie findet nie heraus, was ich mag. Dabei wollte ich einfach nur mal alles durchtesten, was es so Leckeres gibt. Wasser und kuschlige Handtücher gab es auch jeden Tag. Ich musste aber so doofes Zeug schlucken – das sollte gut sein gegen den blöden Husten. Und irgendwann ging es mir dann tatsächlich besser. Ich hab' dann ganz fleißig gefressen und mich von meiner liebsten Seite gezeigt, weil ich hoffte, dass ich dann endlich wieder nach Hause darf. Und endlich stand irgendwann meine Finderin vor der Türe! Ich wurde nochmal gewogen, dann nochmal Abschiedsfotos geknipst, bevor ich in die mir schon bekannte Box sitzen musste. Zu Hause hat mich meine Finderin dann einfach mit der Box in den Garten gestellt. Ich musste aber noch bis zum Abend warten, bis dann das Türchen
endlich aufging. Leute, war ich froh, als ich merkte, dass ich direkt in meinem geliebten Revier war! An der Stelle nochmal ein dickes DANKE an meine Finderin, die mich so aufmerksam eingesammelt hat, und meine Pflegemama, die mich gesund gemacht hat. Nun konnte ich endlich wieder herumpesen und auf Mädelssuche gehen.
Eine Zeit lang ging es mir richtig gut. Aber eines Tages 2023 hat mein Hinterpfötchen richtig doll weh getan. Ich wusste gar nicht, warum. Jedenfalls konnte ich sehr schlecht laufen. Ich dachte: „Das wird schon wieder...“ Irgendwann ging es auch besser, und deshalb war ich weiterhin munter unterwegs. Aber dann kam wieder so ein Schreck: Auf einmal hatte ich am gleichen Pfötchen wieder fürchterliche Schmerzen, diesmal ganz, ganz schlimm. Ich konnte den Hinterfuß gar nicht mehr richtig benutzen und hatte immer Angst, dass mich ein Feind erwischt oder ich nicht genug Futter finde, wenn ich nicht richtig laufen kann. (Mai 2023) Da hab' ich mich dann doch an meine Finderin und meine Pflegemama erinnert, die mir so toll geholfen hatten. Also hab' ich mich auf den Weg dorthin gemacht, in der Hoffnung, dass meine Findern mich wiedermal einsammelt.
Dort angekommen war ich ziemlich erschöpft, habe aber eine tolle, große Hütte gefunden, in der ich mich sicher verstecken konnte. Nur das blöde Stroh hat gestört, weil es schwierig für mich war, mit dem kranken Füßchen darüberzusteigen. Also musste ich erstmal alles aus dem Häuschen schieben. Da hat sich meine Finderin, glaube ich, schon ziemlich gewundert. Aber dass es mir schlecht ging, das hat sie da noch nicht gemerkt. Super für mich war, dass das Futterhaus direkt neben meiner Benjamin-Villa stand. So musste ich nicht weit laufen, um an genug Nahrung zu kommen. Trotzdem war das alles sehr anstrengend für mich, und da meine Finderin leider nicht von selbst auf die Idee kam, mal nach mir zusehen, hab' ich morgens einfach mal mein Beinchen aus der Eingangstüre gestreckt. Dachte, „Das muss sie doch jetzt sehen, dass da was nicht stimmt!“. Aber Menschen haben eben manchmal eine ziemlich lange Leitung. Sie hat sich wieder nur gewundert und dann auch mal das Dach von meiner Hütte angehoben. Da ich aber lang ausgestreckt drin lag und geschlafen habe, dachte sie einfach nur, dass ich ganz entspannt bin. War also wieder nix mit Helfen. Da war ich schon ganz verzweifelt und hatte fast die Hoffnung aufgegeben, dass man mir gegen diese fiesen Schmerzen hilft. Aber ich bin ja sehr schlau und dachte, dass ich noch eine Chance habe: „Ich versuch's mal mit Husten, das hat ja letztes Mal auch geklappt!“
Als dann meine Finderin am nächsten Morgen zum Saubermachen in den Garten kam, hab' ich in meiner Hütte ganz leise gehustet und dann gewartet. Und siehe da: Sie hat das Häuschen geöffnet, nach mir geschaut und gemeint: „Okay, wenn du jetzt auch noch hustest, stimmt echt was nicht mit dir! Wir bringen dich mal zur Igelhilfe.“
Juhuu, diesmal hab' ich mich richtig gefreut, als sie mich hoch genommen und in die kleine Box gesetzt hat. Ich wusste ja, dass ich nun Hilfe bekommen würde. Beim Reinklettern hat meine Finderin dann auch bemerkt, dass mit dem Füßchen was nicht stimmt. Und so sind wir wiedermal zur Igelhilfe gefahren. Dort haben meine Finderin und meine Pflegemama mich auf dem Boden laufen lassen und gleich gesehen, dass ich das Pfötchen nur hinterherschleifen kann.
Also durfte ich dort bleiben. Diesmal hatte ich übrigens sogar stolze 1,8 kg auf die Waage gebracht. Übrigens haben mich die Beiden vor lauter Füßchen-Gucken erstmal gar nicht erkannt. Da war ich ja schon etwas beleidigt – schließlich bin ich unverwechselbar mit meiner schönen Knubbelnase und meinen tollen, langen Backenhaaren! Aber irgendwann hat's dann bei meiner Pflegemama doch
gefunkt, als ich nur Kalb und Huhn zum Essen haben wollte. Das ist nämlich mein Lieblingsmenü, zumindest, wenn ich bei ihr in Pension bin. In den nächsten Tagen musste ich dann wieder in eine Box und wurde herumgefahren. Zu einer ganz lieben Tierärztin. Aber leider konnte die auch nicht viel erkennen, da mein Füßchen inzwischen ganz dick geschwollen war.
So könne sie nicht röntgen – was auch immer das schon wieder ist??? Später habe ich dann erfahren, dass man da Fotos von mir innen machen kann. Ha, was es nicht alles Verrücktes gibt! Also musste ich erst wieder jeden Tag gepiekst werden, damit mein Füßchen besser wird.
Beim nächsten Besuch bei der tollen Tierärztin konnte man dann auf den Bildern von innen sehen, dass in meinem Pfötchen zwei Knochen gebrochen waren: Einmal ein alter Bruch, der aber schon wieder verheilt war, und einmal einer an der Zehe, der aber schlecht zusammengewachsen war. Deshalb tat das so weh beim Rumsausen. Meine Pflegemama und die Tierärztin haben erstmal ernst geschaut und gemeint, dass das gar nicht gut aussehe und nicht sicher ist, ob ich es schaffe, das Pfötchen wieder richtig zu benutzen. Meine
Pflegemama hat dann aber gemeint, dass sie es probieren möchte und es zusammmen mit mir schaffen will. Sie hat dann ganz streng geguckt und gemeint, dass ich dann aber kräftig mitarbeiten muss! Zum dem Zeitpunkt wusste ich ja noch nicht, was sie damit meint.
Als dann mein Pfötchen einigermaßen abgeschwollen war, sagte sie: „So, jetzt fangen wir mit der Igelphysiotherapie an!“ Oje, ich wusste gar nicht, wie mir geschieht und hatte gar keine Lust. Eigentlich war es ganz gemütlich in meiner großen Box mit kuschligem Handtuch und Futter vor der Nase. Aber ich wollte ja auch gerne wieder in meinen Garten zurück. Also hab' ich mir mal angeschaut, was sie von mir will....
Bahh, ich musste ganz viel im Gang herumlaufen und sie wollte, dass ich über Hindernisse drübersteige und drumrum laufe und so..... Pflegemama meinte, dass ich lernen muss, mein Pfötchen wieder zu benutzen. Hab' ich gar nicht verstanden, denn mit Hinterherschleifen ging es inzwischen ja ohne Schmerzen auch ganz gut. Aber sie meinte, dass das nicht gehe, da irgendwann Wunden
entstehen und dann Fliegen kommen und sich dran setzen und mich ärgern und annagen. Nein, nein, das wollte ich auf keinen Fall!!! Also hab' ich eben immer mal ein bisschen versucht, mitzumachen, auch wenn das gar keinen Spaß gemacht hat. Manchmal bin ich einfach weggerannt. Pflegemama meinte, auch das sei gutes Training. Sie war dann auch noch so gemein und hat mein Futter immer ans andere Ende des langen Gangs gestellt, so dass ich laufen MUSSTE. Ich wollte ja schließlich nicht abnehmen und hatte Angst, dass mir
jemand mein Futter klaut! Es ging dann tatsächlich immer besser mit dem Laufen, und ich habe mein Pfötchen wieder regelmäßig benutzt. Ich konnte zwar nicht mehr so schön und elegant herumflitzen wie früher, aber das ist ja egal. Hauptsache, ich hatte keine Schmerzen mehr. Und in meinem Alter hat man es auch nicht mehr nötig, einfach nur schön zu sein. Da zählt eben der Charakter!
Meine Pflegemama hat dann eines Tages meine Finderin angerufen und ganz glücklich gemeint, dass ich nun so weit sei und nach Hause dürfe. Da bin ich ja fast vor Freude aus der Box gehopst!
Und tatsächlich kam sie dann mit der Transportbox angeflitzt. Ich wurde nochmal gewogen und abfotografiert, dann ging es ab nach Hause. Wie habe ich mich gefreut, denn ich war nun mehrere Wochen weg gewesen! Vor lauter Glück bin ich kreuz und quer durch den Garten gerannt und musste erstmal schauen, ob noch alles an seinem Platz ist.
Und wieder ende ich mit einem dicken DANKE an meine Finderin und meine Pflegemama.

Aber denkt dran: Wir Igel zeigen euch oft ganz deutlich, wenn es
uns nicht gut geht. Seid ein wenig achtsam, ihr Menschen, und bringt uns
rechtzeitig in Sicherheit.
Euer Benjamin.

Und tschüss - auf dem Video seht ihr mich auf der Flucht, denn da hatte ich gar keine Lust auf Pfoten-Training. Aber Pflegemama meinte, das sei auch okay so. Und wie ihr seht, klappt es da ja schon ganz gut damit, das Füßchen wieder aufzusetzen.

bottom of page