Hallo Leute,
mein Name ist Egon, wurde im Sommer 2019 geboren und
bin seit dem 16.11.2019 hier in der Igelhilfe "Zu Hause".
So kam ich hier hin:
Menschen fanden mich irgendwo bei Sinsheim und wussten
nicht wie sie mir helfen konnten. Also brachten sie mich in
die Tierklinik Finck in Sinsheim. Zum Glück wussten diese,
dass es meine Pflegemama gibt und informierten sie.
Es war schon spät am Abend als sie kam. Das Einzige was in der Zeit meines kurzen Aufenthaltes in der Klinik mit mir gemacht wurde, war mich warm zu halten.
Meine Pflegemama betrat den Raum und schaute zu mir in den Karton, zusammen mit der wirklich lieben Ärztin. Meine "Mama" sah mich sehr erschrocken an und nahm mich ganz sanft in die Hand. Ich hatte keine Kraft mehr meinen Kopf oder meine Beine zu halten, alles hing ganz schlapp und kraftlos runter. Die beiden Frauen sahen sich an und ich hörte wie "Mama" sagte "Oh je, das gibt einen Kampf, aber ich versuche es und hoffe, dass wir es schaffen".
Und dann guckt sie mir einfach in den Schritt und sagt "Es ist ein Bub". Wo die überall hinguckt...nee nee. Aber okay, ich konnte mich ja eh nicht mehr wehren. "Mama" legte mich sanft und sehr besorgt in eine andere Box, die war so richtig schön weich und warm.
Die beiden redeten noch kurz miteinander und "Mama" sagte zum Schluss "Auf in den Kampf, wahrscheinlich ist er erstmal 20 Gramm leichter wenn alle Flöhe und Zecken weg sind". Tolle Bemerkung, wirklich aufbauend. Laufen konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht.
Während der Fahrt zu ihr nach Hause legte sie die Hand auf die Box in der ich lag und meinte "Ach Egon, bitte kämpfe mit mir zusammen, denn alleine werde ich das nicht schaffen. Ich brauche deine Hilfe dabei". So hieß ich ab dem Moment Egon.
Bei ihr angekommen legte sie mich ganz vorsichtig auf einen weichen Untergrund und machte ein anderes Licht noch zusätzlich an. Ich spürte, dass sie was auf meine Stacheln sprühte und nach kurzer Zeit merkte ich, dass ich weniger von diesen gemeinen und bissigen Flöhen auf mir hatte. Einige Zecken machte sie mir auch weg, das tat echt gut. Dann piekste sie mich noch und drückte mir was unter die Haut, das fand ich echt nicht toll weil das ziemlich gebrannt hat. Inzwischen weiß ich, dass es Vitamine und Flüssigkeit war was ich gespritzt bekam. Alle Zecken entfernte sie nicht, da einige noch zu klein waren und "Mama" merkte, dass ich eine Pause brauchte.
Sie legte mich in mein neues Bett und stellte mir noch was zu essen ganz nah an mich ran. Es roch gut, aber ich hob meinen Kopf dennoch nicht wirklich an.
Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen war, aber als "Mama" wieder zu mir rein kam hatte ich lediglich mein Kinn auf dem Tellerrand liegen, aber noch nichts gefressen. Sie nahm mich wieder in die Hand und fütterte mich. Langsam und mit viel Liebe und Zeit schluckte ich Stückchen für Stückchen runter. Es war nicht viel, aber es gab jede Stunde ein bisschen.
Am nächsten Abend war ich schon kräftiger, hatte aber abgenommen. "Mama" wollte noch ein paar Zecken weg machen, aber ich habe mich erfolgreich dagegen gewehrt. Blöd nur, dass ich nicht wusste, wen sich "Mama" zur Hilfe organisierte. Ziemlich spät abends legte sie mich wieder in diese Box rein, klar alles frisch und weich und warm. Sie trug mich ins Auto und wir fuhren ein paar Minuten. Dann trug sie mich aus dem Auto in ein Haus und zu einem mir unbekannten Mann. Oh je, zwei gegen eins. Ich wurde auf den Tisch gesetzt und irgendein Instinkt sagte mir "Hau ab, Egon". Ich nahm all meine Kraft zusammen und versuchte über den Tisch abzuhauen. Mist, der Mann hielt mich auf und "Mama" packte mich dann. Allerdings fiel ihr auf, dass ich sehr schlecht laufen konnte und immer nach rechts abdriftete. Ihr Blick verhieß nix Gutes.
Sie legte dem Mann eine Zeckenzange hin und packte mich an den Vorder und Hinterbeinen, drehte mich auf den Rücken und dann glotzten beide mir auf den Bauch, unter die Achseln, zwischen die Beine und einfach überall hin. Immer wieder entfernte der Mann mir Zecken. Klar war er sanft, nur an der einen Stelle fand ich das echt nicht mehr lustig. Ganz ganz nah an meinem besten Stück wühlte er in meinem Fell und "Mama" sagte zu ihm "Pass auf, dass ihn da nicht erwischst".
Es ist ein guter Freund von "Mama" der wirklich sehr lieb zu uns Stachelrittern ist, das hat "Mama" mir zumindest so gesagt und ich glaube ihr.
Die Tage vergingen, mal fraß ich selbst, mal war ich zu schwach. Aber ich wollte leben, ich wollte kämpfen.
Wir kämpften und kämpften. Regelmäßig nahm "Mama" etwas von meinem Kot raus und irgendwie gab es dann abends immer noch was Zusätzliches, was sie mir über eine Spritze in mein Maul gab. Bäh, das könnte mal ne Geschmacksveränderung vertragen. Aber ich war tapfer, hab alles brav geschluckt und danach bekam ich immer ein paar Streicheleinheiten.
Inzwischen haben wir es gemeinsam geschafft, dass sich mein Gewicht stabilisiert hat und ich bringe ganze 569 Gramm heute (13.02.2020) auf die Waage. Meinen Husten bin ich leider immer noch nicht los. Die blöden Lungen-(-haar-)Würmer quälen mich extrem und weiß nicht ob meine Lunge inzwischen bereits Schäden davon getragen hat.
Ich war auch, in Begleitung von "Mama", bei der lieben Tierärztin in Waibstadt gewesen und die wollen ein Bild von meiner Lunge machen sobald ich keine Würmer mehr habe. Die Tierärztin war aber auch ganz lieb zu mir und ich konnte es mir nicht verkneifen, sie zu testen. Bin immer wieder auf dem Tisch rumgelaufen und in ihre Richtung. Man ey, die hatte ja so gar keine Angst vor mir .... im Gegenteil, sie fand mich süß. Ach, was soll ich sagen.... ich bin ja auch ein echter Charmeur und weiß wie ich ein Herz zum
Schmelzen bringe. Vielleicht sehe ich die ja noch mal wieder und dann versuche ich einfach mal ihr ganz nahe zu kommen hihi.
Jetzt hätte ich fast vergessen, euch von meinem Hobby zu berichten. "Mamas" Finger fangen und drauf rumknabbern. Das macht so richtig Spaß und ich bin da echt zärtlich und beiße niemals feste zu. Knabber nur ganz vorsichtig. Aber NUR bei "Mama".
Die Zeit verging und ich wurde nach intensiver und liebevoller Pflege wieder gesund, groß und kräftig.
Als sich die Tür zur Freiheit für mich öffnete....was soll ich sagen?? Hallelujaaaahhhh, was für ein bezauberndes Mädel wohnt hier bitte????? Schnell die Stacheln geordnet, meinen Pelzkragen gebürstet und dann ran an diese Schönheit.
Erfolg hatte ich bei dieser Dame definitiv. Wir liebten uns sehr und ich wurde im Jahr 2020 stolzer Papa von einer Tochter (Eve) und einem Sohn (Levin).
Heute, Juli 2023, sind wir, meine "Frau" Leonie und ich, bereits mindestens 11 fache Eltern und wenn ich mich nicht verzählt habe sogar schon 29 fache Großeltern.
Zwar habe ich kaum noch Zähne, aber das schadet meinem Fortpflanzungsdrang absolut nicht.
Ich hoffe, dass ich noch ein paar schöne Jahre haben werde, hier in diesem All-inklusive-Hotel.
Bis bald ....
stachelig liebe Grüße Euer Egon
P.S.: Da ich ja ziemlich schlau bin, gehe ich einfach wieder rein zu meiner "Mama", wenn ich Zahnschmerzen habe oder mich aus anderen Gründen nicht wohl fühle. Sie hilft mir jedes Mal wieder, das finde ich natürlich super lieb von ihr, denn ohne sie wäre ich auch nach meiner Entlassung nicht mehr am Leben.